Jeden Tag bekomme ich ein paar Spam-Emails, die mir versprechen Geld im Internet zu verdienen. Einen ganz legalen Weg habe ich mit diesem Blog und zwei Büchern ausprobiert und Erfahrungen mit der VGWort im Internetzeitalter gemacht, die ich gerne teilen möchte. Im ersten Teil beschreibe ich den Ablauf für klassische Printprodukte, wie einer wissenschaftlichen Monographie und einem Beitrag in einem wissenschaftlichen Sammelband. Im zweiten Teil beschreibe ich dann die Meldung von „Texten im Internet“ bei der VGWort via METIS. Im dritten Teil möchte ich Aufwand und Probleme für Blogger mit der VGWort analysieren.

Einführung

Die Verwertungsgesellschaft Wort (kurz: VG Wort) zahlt Tantiemen (also Geld) an Autoren von Texten aus, die sie vorher an verschiedenen Stellen eingesammelt hat, beispielsweise bei Bibliotheken, bei Käufern von Festplatten und USB-Sticks usw. Ich selbst habe bisher zwei gedruckte Monographien (einmal als Herausgeber und einmal als Autor) und über 100 (digitale publizierte) Blogartikel geschrieben und dabei einige Erfahrungen mit der VGWort gemacht. In diesem Artikel geht es um die Meldung einer wissenschaftlichen Monographie und eines wissenschaftlichen Beitrags in einem Sammelband, jeweils in gedruckter Form.

Um Tantiemen für wissenschaftliche Werke von der VGWort zu erhalten, muss man zuerst einen Verwertungsvertrag abschließen. Im Gegensatz zur GEMA (die Verwertungsgesellschaft für Musik) brauche ich meine Rechte als Autor nicht komplett abgeben, wenn ich einen solchen Vertrag unterschreibe. Wichtig war mir vor allem, dass ich meine Texte weiter unter freien Lizenzen (Creative Commons) veröffentlichen darf. Das ist aber kein Problem bei der VGWort. Ich füllte das Formular auf der Webseite aus und sendete es per Post zurück. Damit war ich angemeldet und konnte meine Publikationen auf der Webseite der VGWort melden.

Klassiker: Die wissenschaftliche Monographie

Fangen wir einmal mit dem Ablauf für eine klassische Monographie an, die von einem einzigen Autor geschrieben wurde. Ich habe meine Magisterarbeit dem Tectum Verlag angeboten, der diese dann 2013 gedruckt hat. Das Buch bekam eine ISBN, einige Bibliotheken haben es bestellt und es wurde in verschiedene Kataloge aufgenommen. Der Verlag wies mich darauf hin, dass ich meine Tantiemen einfordern kann und so die Produktionskosten als auch etwas mehr zurückbekommen kann. Daher meldete ich im gleichen Jahr das Buch im Onlineportal der VGWort als wissenschaftliche Monographie an. Dazu füllte ich ein kleines Online-Formular aus und wartete ab. Stichtag für die Anmeldung von Publikationen ist der 31. März des Folgejahres, ansonsten bekommt man sein Geld erst ein Jahr später. Im Juni 2014 habe ich nochmal ins Portal geschaut und die Auszahlung meiner Tantiemen angefordert. Innerhalb weniger Wochen erhielt ich somit für eine wissenschaftliche Monographie 800€. Das alles klappte in meinem Fall relativ reibungslos, trotz freier Lizenz, etc.

Bei anderen lief es nicht ganz so glatt. Ein Kollege hat seine Dissertation nicht bei einem Verlag sondern über Print-on-Demand herstellen lassen, mit niedriger Auflage. Als er seine Tantiemen angefordert hat, meldete die VGWort, dass das Werk nicht in genügend Bibliotheken vorhanden ist. Das Problem ließ sich in relativ kurzer Zeit durch ein paar Anschaffungsvorschläge bei den Bibliotheken lösen, aber hier zeigt sich, dass man bei Print-on-Demand sich doch stärker selbst um die „Vermarktung“ des Buchs in die Bibliotheken kümmern muss. Trotzdem würde ich in Zukunft immer diesen Weg wählen, da der Digitaldruck viel weniger kostet als eine Publikation bei einem renommierten Verlag, der in vielen Fällen trotzdem alle Einzelleistungen in Rechnung stellt oder den Autor erledigen lässt.

Variante: Publikation in einem Sammelband

Gesendete_Meldungen_pdf__Seite_1_von_2_Aber schon 2011 habe ich zusammen mit 5 anderen Herausgebern einen Sammelband mit etwa 30 Texten von über 20 Autoren veröffentlicht: Blumen für Clio. Methoden und Theorien der Geschichtswissenschaft aus studentischer Perspektive. Als das Buch 2011 erschien kannte ich mich mit der VGWort noch nicht aus und so wartete ich etwas zu lange. Erst 2013 habe ich das Buch angemeldet, aber ich konnte nur noch noch Tantiemen als Autor eines Textes anfordern, nicht mehr als Herausgeber. Als Autor eines Beitrags (Die französische Schule der Annales) habe ich 80€ ausgezahlt bekommen. Auch hier war das Prozedere ganz einfach über ein Formular zu lösen, dass ich sowohl ausgedruckt per Fax oder online zusenden konnte.

Zwischenergebnis: Print-Publikationen

In diesen beiden Fällen hat es sich aus meiner Sicht gelohnt, den Aufwand zu betreiben, besonders bei der Monographie. Vielleicht lohnt es sich bei 800€ sogar darüber nachzudenken die eigene Magisterarbeit innerhalb eines Tages für ein Buch aufzubereiten, drucken zu lassen, einen weiteren Tag zu vermarkten und danach für maximal 2 bis 3 Tage Arbeit 800€ zu kassieren. Klingt interessant genug, das mal auszuprobieren. Über weitere Erfahrungsberichte mit gedruckter wissenschaftliche Literatur und der VGWort in den Kommentaren würde ich mich freuen.

Weiter zu Teil 2.

Veröffentlicht von Sascha Foerster

Sascha Foerster ist Geschäftsführer der Bonn.digital GbR, Social-Media-Berater, Community Manager, Moderator für Barcamps und Speaker bei Digital-Events.

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6 Kommentare

  1. Ganz wichtiger Artikel mit guten Hinweisen. Habe das für meine in einem Univerlag erschienene Master-Arbeit leider auch zu spät gemacht, weshalb mir die von Dir genannten 800 € verlustig gegangen sind. Der Hinweis mit der VG Wort ist wirklich ein Pflichtbestandteil für alle Kurse, Vorträge etc. über wissenschaftliches Publizieren, die z.B. von Bilbiotheken angeboten werden. Wenn ich das richtig verstanden habe, konntest Du mit deinen VG Wort-Einnahmen die Unkosten für den Verlag bei der Master-Arbeit begleichen? Bin sehr gespannt auf Deine Erfahrungen mit Blogbeiträgen etc…

    1. Hi Michael, danke Dir! Ja, ich konnte die Kosten nicht nur begleichen, sondern habe sogar ein kleines bisschen Gewinn gemacht (wenn man die Arbeitszeit nicht einrechnet). Darum finde ich es total irrsinnig, dass manche Doktoranden tausende Euros bezahlen und noch mal tausende Euros für „Open Access light“ drauf legen, wenn sie es bei einem namhaften Verlag veröffentlichen. Wie man Monographien OpenAccess ins Netz bringt habe ich mal hier beschrieben: https://saschafoerster.de/2013/09/monographien-unter-open-access-lizenz-publizieren/.
      Mittlerweile hat sich der Markt weiterentwickelt und es ist so einfach und günstig in Zeiten von Digitaldruck, wie noch nie. Eigentlich sollte ich aus diesen Blogartikeln mal ein Buch machen. ;)

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