Für das Portal L.I.S.A, dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung hat mir Georgios Chatzoudis im Interview einige sehr gute Fragen zum Bloggen, zu Bonn und zur Rolle von Blogs in der Wissenschaft gestellt. Leider habe ich es nicht geschafft, kurze Antworten zu geben. Das Interview erschien am 20.08.2015. Hier wird mein Text zweitpubliziert.
Ihr solltet den Artikel mit schönen Screenshots am besten direkt bei L.I.S.A. lesen, dort gibt es noch mehr spannende Interviews, Artikel und Videos aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften: http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/ich_blogge_auch_weil_ich_gelesen_werden_moechte.
Herr Foerster, Sie sind Historiker und arbeiten zurzeit an Ihrer Dissertation über „Deutsche Nachkriegskinder 1952-1961“- Außerdem sind Sie ein leidenschaftlicher Blogger. Gibt es zwischen beiden Sphären Überschneidungen bzw. Verbindungen? Oder trennen Sie die Bereiche?
Die Schnittstellen sind genau der Bereich, in denen ich mich am wohlsten fühle. Dort finde ich die interessantesten Fragen und kann kreative Wege zur Beantwortung der Fragen suchen. Zuerst konnte ich mich nicht zwischen Geschichte und Psychologie entscheiden, also studierte ich beides, einmal bis zum Magister und einmal bis zum Diplom. In beiden Endarbeiten nehme ich Ideen aus dem jeweils anderen Fach auf: meine Magisterarbeit schrieb ich zur Angst bei Ausbruch des Koreakriegs in der westdeutschen Bevölkerung und zu Konrad Adenauers Rolle in diesem Kontext. Ich beschäftigte mich als angehender Historiker mit Emotionen, die doch eher ein psychologisches Thema sind. Das spiegelt sich auch im Aufbau der Magisterarbeit, die eher einer psychologischen Arbeit mit getrenntem Methoden- und Ergebnisteil entspricht. Bei meiner Diplomarbeit in Psychologie wurde gesagt, dass ich sehr „geisteswissenschaftlich“ vorgegangen sei. Das verstand ich durchaus als Kompliment. Zum Beispiel habe ich auch die historischen, philosophischen und literaturwissenschaftlichen Dimensionen der Nachkriegskinder-Studie und der mit dieser Studie verbundenen Hypothesen und Fragestellungen dargestellt. In dieser Diplomarbeit untersuchte ich das Revitalisierungspotential für die Studie „Deutsche Nachkriegskinder 1952-1961“, also einer historischen Studie mit enormen Potential für eine psychologisch-medizinisch-soziologischen Folgestudien über die Lebensspanne dieser damaligen Kinder, die heute etwa 70 Jahre alt sind. Die alte Studie ist aber auch für eine Vielzahl von Forschungsfragen aus anderen geistes- oder naturwissenschaftlichen Perspektiven hoch aufschlussreich. Als Historiker würden mich zum Beispiel die wissenschaftlichen Methoden interessieren, mit denen Kinder in den 50er Jahren untersucht und behandelt wurden, aber besonders der Wandel dieser Methoden. „Kindheit“ als historisches Thema wurde ja bereits vom Annales-Historiker Philipp Ariès untersucht. Diese französische Gedankenschule hat mich im Studium schon sehr fasziniert, die lange Dauer, die Sozialgeschichte, Geschichte aus ganz anderen Blickwinkeln zu schreiben. Dahinter steckt die Einstellungen auch bei der eigenen Forschungsmethode und den Fragestellungen immer wieder über den Tellerrand zu schauen, an den Grenzen des Bekannten zu forschen. Da ist es doch nur ein logischer Schritt in Zeiten des digitalen Wandels sich als Geisteswissenschaftler auch mit digitalen Themen im Forschungskontext zu beschäftigen. Open Science, das ist ein Stichwort, unter dem sich viele dieser neuen Ideen versammeln lassen. Dabei geht es um viel mehr als nur Open Access für Artikel und Monographien. Das Bloggen ist ein Ausdruck von meinen vielfältigen digitalen Interessen, die sich nicht nur im digitalen Raum, sondern ganz oft auch in der lokalen persönlichen Vernetzung mit anderen Bloggern spiegelt. Aus der Schwäche mich nicht entscheiden zu können, wurde ein Konzept das ganz gut in das digitale Zeitalter passt und sich auf Schnittstellen, Überschneidungen, Vernetzungen, Plattformen und Verbindungen konzentriert. Und natürlich blogge und twittere ich zum Dissertationsprojekt: http://zakunibonn.hypotheses.org, https://twitter.com/nachkriegskind und http://nachkriegskinder-studie.de.
Sie sind vor allem in der Bonner Bloggerszene sehr aktiv. Auf Ihrer Homepage kann man nachlesen, dass es Ihnen dabei um die Vernetzung lokaler Blogger geht. Muss man das organisieren? Geschieht die Vernetzung nicht von selbst?
Ich selbst bin erst nach und nach auf die ausgeprägte Blogosphäre in Bonn aufmerksam geworden. 2004 habe ich mit dem Studium in Bonn begonnen. 2010 fing ich an mich bei Twitter vor allem lokal zu vernetzen. Ich wollte über den Kurznachrichtendienst erfahren, was in der Stadt los ist und was die Menschen in meiner nächsten Umgebung erleben und mitteilenswert finden. Darüber lernte ich dann auch einige Bonner Blogger persönlich kennen, beziehungsweise ich fing an ihre Blogs und Tweets regelmäßig zu lesen. Es waren nicht nur Katzenbilder, sondern ein Abbild des ganzen Lebens, vom abendlichen Ausgehen bis zur Forschung am Tag danach.
Das persönliche Kennenlernen fand dann nach und nach bei verschiedensten offenen Treffen oder auch Meetups statt. Das erste Treffen dieser Art, das ich besuchte, war die Socialbar, ein Treffen für internetaffine Weltverbesserer, organisiert von Deutscher Welle und Engagement Global. Dort kann jeder, der mag hinkommen, sich drei Vorträge anhören bzw. einen anbieten und sich vernetzen. Wer vortragen oder einfach nur vorbeikommen möchte, kann sich vorher in ein Wiki eintragen und ist damit quasi schon dabei. Diese persönlichen Treffen sind ein ganz wichtiges Element: digital vernetzte Menschen treffen sich auch sehr gerne „in echt“ in ihrem Ort oder zu einem Anlass, wie zum Beispiel der Internet- und Gesellschaftskonferenz re:publica in Berlin. Dort wurde das Konzept der „IronBlogger“ 2013 vorgestellt und Johannes Mirus, Betreiber des Lokalblogs Bundesstadt.com legte mit Charlotte Jahnz und mir den Grundstein für die IronBlogger Bonn. Ca. 30 Bonner bloggen mindestens einen Artikel pro Woche, ansonsten zahlen sie 5€ in die gemeinsame Bierkasse. Das gibt natürlich regelmäßig Anlass sich zu treffen und auszutauschen.
Es braucht also immer wieder Anlässe, Veranstaltungen, verabredete Gelegenheiten und Standards, aber auch echte Räume, die die offene Vernetzung untereinander erleichtern.
Und da bietet es sich nur an, auch selbst einen Beitrag dazu zu leisten. Gemeinsam mit Karin Krubeck von Bonngehtessen.de und Johannes Mirus habe ich Anfang dieses Jahres das erste BarCamp Bonn organisiert: mehr als 170 Teilnehmer waren da und haben morgens gemeinsam geplant, welche Vorträge im Laufe des Tages stattfinden. Wir brauchten nur den Rahmen organisieren, die Vernetzung und die spontane und zufällige Wissensweitergabe geschah dann quasi von alleine. Besonders freue ich mich auch auf das nächste BarCamp für Historiker, HistoCamp, das am 27. und 28. November 2015 in Bonn stattfinden wird, wozu alle Leser/innen herzlich eingeladen sind.
Eine wichtige Rolle spielt auch der Blog-Aggregator BonnerBlogs.de, den ich vor etwas mehr als einem Jahr gestartet habe: er macht überhaupt sichtbar wie vielfältig die Bonner Blogosphäre ist. Mittlerweile sind es über 650 Blogs aus Bonn und Umgebung, die dort eingesammelt werden. Die Kategorien reichen von Elternblogs über Fashionblogs bis hin zu Wissenschaftsblogs. Gerade letztere Kategorie ist dank des Blogportals de.hypotheses.org, das ich als Community Manager für die Max Weber Stiftung in der Geschäftsstelle in Bonn betreue, sehr belebt.
Nebenbei ist es für Wissenschaftsblogger doch interessant auch über die engen Kreise der „scientific community“ sichtbar zu werden und Wissenstransfer in andere Gesellschaftsbereiche zu ermöglichen. Für mein eigenes Promotionsprojekt zu den „Deutschen Nachkriegskindern“ ist diese Sichtbarkeit und Vernetzung sehr wichtig im Rahmen des Crowdfundings gewesen und auch bei einem späteren Crowdsourcing kann eine breite und vernetzte Community aus der Gesellschaft bei der Forschung helfen, zumindest spekuliere ich darauf.
Was Bonn noch zur besseren Vernetzung der Digitalszene fehlt, sind echte Räume, in denen man spontan zusammenarbeiten kann, wo man Equipment und Unterstützung in einer kreativen Umgebung erhält, also ein CoWorking-Space für die Community. Manchmal ist es das einsame Genie im Elfenbeinturm, dass einen wissenschaftlichen Fortschritt loslöst; ich glaube aber an die offene und vernetzte Teamarbeit zur Findung kreativer Lösungen und da fühle ich mich bei den Bloggern bisher besser aufgehoben, da diese eine solche Arbeitsweise für sich bereits verinnerlicht haben.
Was ist das übergeordnete Ziel bei der Vernetzung der Blogger? Worum geht es dabei? Und was bedeutet das für Bonn?
Erst einmal mal war es für mich einfach beeindruckend zu sehen, dass es anfangs über 100, mittlerweile über 650 Blogs aus Bonn gibt; die Dunkelziffer liegt mit Sicherheit noch viel höher. Das war wenigen bekannt und so wollte ich diese Blogvielfalt sichtbarer machen und habe mit Unterstützung aus der Community BonnerBlogs.de als Blogaggregator gebaut. Der Lohn bzw. ein gewünschter Nebeneffekt ist natürlich, dass auch mein eigener Wissenschaftsblog noch mal in anderen Kreisen sichtbar wird. Ich blogge auch, weil ich gelesen werden möchte.
Der Austausch und die Vernetzung ist natürlich für alle Blogger interessant. Manche wollen wissen, wie die Mamabloggerinnen mit ihrem Blog Geld verdienen können, andere haben Fragen zum Urheberrecht und andere wollen sich über gemeinsame Themen unterhalten, was ja einfacher ist, wenn man zumindest ähnliche Interessen hat, über die man im Blog erfahren hat.
Für Bonn ist die Bedeutung der lokalen Blogs nicht zu unterschätzen, denn dort kann man der (bloggenden) Stadtgesellschaft „aufs Maul schauen“ und selbst zum Sprachrohr werden. Das fängt vielleicht mit relativ unpolitischen Fragen wie „Wo kann ich gut essen gehen?“ an, aber es werden auch viele lokalpolitische Fragen in Blogs diskutiert. Das merkt man gerade wieder bei der anstehenden Oberbürgermeisterwahl. Das ist doch genau das gute an den Blogs: jeder kann sie schreiben und muss nicht darauf hoffen, dass ein Leserbrief in der Lokalzeitung erscheint, damit seine Meinung und seine Sicht der Dinge gehört wird. Dazu muss man sagen, dass die meisten Blogger durchaus kontroverse Sichten auf die Dinge haben, dabei aber ein gutes bis hohes Diskussionsniveau erreichen. Bei Bonner Bloggern sehe ich fast nie Pöbeleien oder Kritik, wenn doch, dann ist sie meist auch gut begründet und hat ihre Berechtigung.
Mittlerweile ist das Bloggen ja auch nicht mehr nur „so ein Webtagebuch von Privatpersonen mit Katzenbildern“, sondern es wird auch oft von Vereinen, Politikern, Journalisten, Firmen und anderen Gruppierungen genutzt um aktuell und dialogbereit zu informieren, aber auch politischen Aktivismus zu betreiben, bis hin zum Vorwurf des „Landesverrats“ der den Blog Netzpolitik.org in alle Munde brachte. In den Blogs sieht man den Medienwandel am deutlichsten und im lokalen kann man dabei sehr genau zuschauen, weil es noch etwas übersichtlicher ist und man die bloggenden Personen eben auch mal bei einem Getränk spontan treffen kann.
Bonn hat auch immer wieder ein Problem mit Bürgerbeteiligung bei Großprojekten, wie viele andere Städte auch. Ich glaube ein Teil der Lösung liegt in den Blogs und der Bereitschaft dort zuzuhören und selbst in den Dialog zu treten; dort wo viele der Dialoge zunehmend stattfinden: in Blogs und sozialen Medien.
Welches Feedback erhalten Sie? Wo gibt es Widerstände?
Aus meiner Sicht ist das Portal bisher noch zu wenig bekannt, aber ich habe das Projekt auch nicht wirklich forciert, sondern einfach als Hobbyprojekt laufen lassen und „natürlich“ wachsen lassen. Im Juni 2015 hatte BonnerBlogs.de ein Jahr nach Gründung 1500 Besucher im Monat (unique visitors), ca. 600 Twitter- und ca. 300 Facebook-Follower und 15 Newsletter-Abonnenten, alle Werte steigend. Meist sind es die Blogger selbst, die mir den Link zu ihrem oder anderen Bonner Blogs schicken, weil sie so viel einfacher sichtbar werden können. Diejenigen, die das Projekt kennen oder kennenlernen geben sehr positives Feedback oder helfen mir mit konstruktiver Kritik bei der Entwicklung weiter. Abmahnungen gab es glücklicherweise noch keine, was auch daran liegt, dass ich keine Bilder und niemals den Volltext bei BonnerBlogs.de darstelle.
Manchmal ist die Entscheidung nicht einfach: Ist es ein Blog oder doch nur eine Pressemitteilungsschleuder? Darf ich Blogs von ProNRW einsammeln, auch wenn sie im Bonner Rat sitzen und in Bonn politisch aktiv sind. Ich bin aber immer offen für Feedback und Diskussion und werde BonnerBlogs.de immer in Zusammenarbeit mit der Bonner Community weiterentwickeln wollen. Ein Schritt in diese Richtung ist das gerade im Entstehen begriffene Diskussionsforum Bonn.Community. Dort soll ein Ort sein, um die Weiterentwicklung des Blogaggregators und anderer Lokalthemen kooperativ voranzubringen.
Darüber hinaus habe ich noch viele Ideen, doch wie das oft ist, fehlt schnell die Zeit oder eben eine Möglichkeit das Projekt (und die investierte Zeit) zu finanzieren. Das ist momentan der größte Widerstand. Daneben merkt man beim Betreiben eines Aggregators, wie vermurkst die rechtliche Lage ist. Als Beispiel: Ich möchte gerne die Sichtbarkeit der gesammelten Blogs und ihrer Inhalte erhöhen. Ein Vorschaubild, wie es Facebook anzeigt, wäre dazu sehr hilfreich, aber als Blog-Aggregator-Betreiber kann ich dann die Minuten bis zur Abmahnung zählen – das juristische Risiko ist zu hoch. Wenn Facebook Vorschaubilder anzeigt, dann wälzt der Großkonzern die Verantwortung per Allgemeiner Geschäftsbedingungen auf die Benutzer ab. Problematisch war auch das Leistungsschutzrecht, das die Situation für Aggregatoren sehr unklar ließ. Immer wieder besteht das Risiko, dass ich zu große Vorschautexte anzeige und dadurch abgemahnt werden könnte. Auch der Suchindex stellt ein Risiko dar. Das ist kein gutes Gefühl, aber bisher vertraue ich der Community und hoffe, dass die Bonner Community mir vertraut und mich direkt anspricht, wenn es ein Problem gibt. Darum verzichte ich aber leider auch auf Vorschaubilder und längere Vorschautexte. Ich arbeite darüber hinaus an Ideen, wie das Portal nachhaltig betrieben werden kann und soll, da der Pflegeaufwand immer größer wird. Da bin ich wieder auf Hilfe und Feedback aus der Community angewiesen.
Techniken der Vernetzung, Vermittlung und der Pro- und Reproduktion von Akteuren und Inhalten wandeln sich mit hohem Tempo. Einige glauben bereits, Bloggen haben seinen Höhepunkt überschritten. Sehen Sie das auch so? Wie verhält es sich dabei mit den Sozialen Medien?
Wenige Wochen nach der Diskussion um den Blog „Netzpolitik.org“ und seiner Rolle bei der Veröffentlichung von geheim eingestuften Materialien und den Untersuchungen mit dem Vorwurf „Landesverrat“, denke ich, dass ich nicht mehr viel über die bestehende und bleibende Bedeutung von Blogs in unserer Gesellschaft sagen muss. Blogs gehen nicht mehr weg und sie sind in meiner Sicht die nachhaltigsten Medien in der wachsenden digitalen Medienvielfalt.
Seit ein paar Wochen beschäftige ich mich zum Beispiel intensiver mit Snapchat, einem vergleichsweise jungem sozialen Medium, dass unter Jugendlichen sehr beliebt ist, aber auch schon einige größere Verlage und Unternehmen angezogen hat und in den USA erfolgreich ist. Ich frage mich dabei: Könnte das sinnvoll für die Wissenschaftskommunikation sein? Oder ist das morgen wieder uninteressant? Gerade für jüngere Zielgruppen, denke ich: ja, Snapchat kann Spaß machen und lehrreich sein, je nach dem wer und wie Inhalte bereit stellt.
Selbst mir fällt es manchmal schwer alles Neue auszuprobieren und auf Sinn oder Unsinn zu bewerten. Aber genau das ist doch gerade das Spannende an unserer Zeit: vieles verändert sich, wir können neues ausprobieren, alte Systeme ablösen oder zumindest verbessern. Gerade bei wissenschaftlichen Publikationen und bei der Wissenschaftskommunikation sind die Möglichkeiten noch nicht mal annähernd ausgeschöpft, geschweige denn in der Breite erkannt worden, selbst wenn ich als Community Manager die ersten Erfolge des Blogportals de.hypotheses.org miterleben darf. Die Zeichen sind im Wissenschaftsbereich noch eindeutig auf Wachstum, da sie den allgemeinen Entwicklungen skeptisch und ängstlich hinterherhinken, um es plakativ zu sagen.
Jetzt könnte man sagen, die Wissenschaft braucht etwas länger und wird auch dann den allgemeinen Abstieg erst später mitbekommen. Dazu muss man zwischen Blogs als Genre und als Content-Management-System unterscheiden. Alleine mit WordPress, dem Content-Management-System mit dem auch Hypotheses arbeitet, wird mehr als die Hälfte der Websites im Internet betrieben. Da kann man wohl schlecht vom Sterben reden, oder? Auch das Genre Blog entwickelt sich weiter und ich finde, es hat seinen Platz im Medienmix verdient und wird ihn auch nachhaltig behalten. Jeder kann bloggen, in 5 Minuten kann es prinzipiell losgehen, wenn jemand sich in Textform mitteilen möchte. Man darf „ich“ sagen und sein, man kann kommentieren und es im Netz teilen, man kann multimedial arbeiten und kann quasi aus dem Nichts zum eigenen Verlag werden und dabei vor allem die Kontrolle über die Inhalte bewahren. Das Schönste ist, dass dem Content-Management-System und den sozialen Medien im Grunde egal ist, ob es wissenschaftliche Inhalte oder Katzenbilder sind, die man damit publiziert (den Followern schon eher nicht). Die Bewertung muss dann eben später folgen. Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit glaube ich an Blogs: Manche sozialen Netzwerke verschwinden, manche Plattformen werden irgendwann gelöscht. Bei meinem Blog auf meinem eigenen Server habe ich volle Kontrolle über alle Inhalte und die gesamte Software, weil alles auf OpenSource-Code basiert. Falls Facebook in 10 Jahren schließt (daran glaube ich nicht), dann bin ich mir nicht sicher, alle meine Daten wirklich nutzbar mitnehmen zu können. In Zeiten des digitalen Wandels sind Blogs in meiner Sicht die harten Bastionen, die genau so wenig verschwinden werden, wie das Internet. Früher war nicht alles besser. Daran müssen sich aber manche erst noch gewöhnen. Diesen Eingewöhnungsprozess durch Praxis-Workshops zu begleiten, die Ängste zu lösen, das macht mir jedes Mal Spaß.