Angelika Schoder hat im MusErMeKu-Blog die Fragen von Claudia Paye beantwortet und das Best-Blog-Stöckchen zum wissenschaftlichen Bloggen auf Charlotte Jahnz (Blog History In The Making / Twitter @CJahnz), Moritz Hoffmann (Blog hellojed. / Twitter @moritz_hoffmann), Maxi Platz (Blog MinusEinsEbene / Twitter @MinusEins) und mich geworfen. Dann also mal los mit der Schreibübung!
Die Fragen sind:
- 1) Warum hast du mit dem Bloggen begonnen?
Da schaue ich einfach mal in die ersten Artikel, die ich hier veröffentlicht habe: Eduroam statt VPN an der Uni Bonn für iPhone, iPad und Mac, 11 Tipps für das Schreiben einer Magisterarbeit, zoteroSF — Zitierstil für Geisteswissenschaftler. Zuerst habe ich selbst viele Blogs gelesen. Meist wollte ich irgendein Problem am Rechner lösen und habe dort die besten Lösungen gefunden. Irgendwann hatte ich selbst ein paar Lösungen für Probleme entworfen und wollte diese weitergeben. Vielleicht würde es ja jemanden geben, den es interessiert oder dem es weiterhilft? Das schien keine schlechte Strategie zu sein. Diese drei ersten Artikel werden bis heute am häufigsten abgerufen – mit kleinen Schwankungen: Eduroam wird häufiger gesucht, wenn die Erstis an die Uni kommen; der Zitierstil und die Tipps eher, wenn sie ihre ersten Arbeiten schreiben.
- 2) Worüber bloggst du?
Ich glaube, im Menü oben kann man das ganz gut ablesen. Meine Thema in diesem Blog sind digitale Methoden in der Wissenschaft, sei es zur Kommunikation, als Werkzeug oder Forschungsmethode. Natürlich liebe ich auch Bonn und besuche hier viele Veranstaltungen, über die ich twittere und blogge. Manchmal schreibe ich auch in anderen Blogs, wie zum Beispiel über die Nachkriegskinder-Studie oder bei Bundesstadt.com. Alle Inhalte, die ich verblogge werden aber am Ende hier (und bei BonnerBlogs.de) aggregiert.
- 3) Worüber hast du noch nicht gebloggt, möchtest es aber in Zukunft nachholen?
Soll ich jetzt wirklich alle Artikel posten, die noch im Entwürfe-Ordner und in meiner To-Do-Liste stehen? Ne, oder doch? Also tatsächlich sammle ich immer wieder Ideen, schreibe sie kurz auf und warte dann auf den passenden Moment, sowohl was die Schreibmotivation als auch das Thema angeht. Wollt ihr einen Blick in die To-Do-Liste werfen?
- VGWort: Es gibt eine Verwertungsgesellschaft, die es ermöglicht mit Texten im Internet etwas Geld zu verdienen. Das ist aber nicht gerade unkompliziert und es gibt viele Regeln zu beachten. Das wird ein langer Artikel und bisher fehlt mir noch eine gute Struktur. Aber ich habe schon ein paar Screenshots und Erfahrungen mit der VGWort gesammelt.
- Podcast: Ich habe bei Daniel Meszner einen Podcast-Workshop gemacht und seitdem habe ich Lust selbst mal einen zu produzieren, zum Beispiel über „Digital Humanities“. Bisher konnte ich mich aber noch nicht so richtig dazu aufraffen. Zumindest das Plugin „Podlove“ ist installiert und die Workflows stehen bereit. Vielleicht proviere ich es bald einfach mal aus.
- Digitales Publizieren: Das ist auch ein eher größeres Thema, dass von Netzpublikation bei der DNB abliefern bis zu PDF-Plugins fürs Blog reicht. Ziel ist es Monographien in möglichst vielen Formaten und Portalen anzubieten und die digitalen Möglichkeiten (eines Blogs) bestmöglich zu nutzen. Aber da entwickelt sich vieles sehr schnell, da kommt man kaum mit.
- Fernsehen im Zeitalter des Internets: Früher hat man Fernsehen so geschaut: Glotze an, erstes oder zweites Programm auswählen, fertig. Heute nehme ich Fernsehsendungen mit einer Software auf meinem Rechner (EyeTV) auf, was mir ermöglicht Werbung zu überspringen, zu schauen, wann ich möchte und das TV-Programm nach Sendungen zu filtern, die mich wirklich interessieren, unabhängig von Sender und Sendezeit. Danach kann ich die Aufnahmen in verschiedene Formate konvertieren, unterwegs von Mobilgeräten abrufen und archivieren. Dabei habe ich Streaming-Portale und Mediatheken noch nicht mal erwähnt.
Und dann gibt es noch die Artikel, bei denen ich noch nicht genau weiß, ob ich sie publizieren soll, da ich kritisch schreiben möchte. Aber gerade bei diesen Dingen überlege ich lieber zweimal, ob ich es ins Netz stelle oder im persönlichen Gespräch diskutiere (oder sogar anonym veröffentliche?). Schon alleine im Netz zu publizieren erfordert bei all den rechtlichen Gegebenheiten und nicht voraussehbaren Folgen Mut und nicht jeder kann gleich gut mit öffentlicher Kritik umgehen. Darum bin ich mit solchen Artikeln eher mal zurückhaltend bis abwartend.
- 4) Welche Rolle spielt das Bloggen im Bezug auf deine wissenschaftliche Tätigkeit?
Es spielt eine ganz zentrale Rolle: Das Bloggen gibt mir zum einen die Möglichkeit regelmäßig Schreiben zu üben. Blogs sind ein sehr freies und persönliches Format. Hier kann ich Gedanken reifen lassen und schon in frühen Stadien Feedback bekommen und mich vernetzen. Ob ich danach auch besser „wissenschaftlich“ schreiben kann? Schwierig, es ist ja doch eine ganz andere Form, die dort erwartet wird, aber man kann auch Blogs mit wissenschaftlichen Anspruch schreiben und trotzdem „Ich“ sagen.
Zum anderen erreichen Blogs eine Öffentlichkeit, teils Forscher, teils Freunde und Bekannte, Journalisten und Redakteure und andere Interessierte. Gerade bei der Nachkriegskinder-Studie ist es mir wichtig, dass die untersuchten Themen und die Forschungsergebnisse ihren Weg in die Gesellschaft finden. Noch gibt es nur wenige Ergebnisse, aber die Vorbereitung zur Verbreitung der Inhalte sind getroffen. Besonders wichtig ist mir aber auch, dass die ehemaligen Teilnehmer/innen, die wir suchen, eine Möglichkeit haben sich über das Vorhaben zu informieren.
Und natürlich ist Sichtbarkeit für einen Nachwuchsforscher eine interessante Möglichkeit für sich und Projekte zu werben und ich hoffe auch, dass Förderorganisationen das interessant finden, denn Blogs sind ein schönes Schaufenster der Wissenschaft. Über das Verhältnis von Wissenschaftskommunikation, -PR und -Marketing ist im „heißen Sommer der Wissenschaftskommunikation“ viel diskutiert worden. Ich denke (etwas verkürzt) gute Wissenschaftskommunikation darf auch PR sein.
- 5) Welchen Mehrwert kann das Bloggen für Nachwuchswissenschaftler bringen?
Im Prinzip habe ich es in der Frage vorher schon beantwortet:
- Schreibübung
- Sichtbarkeit
- Vernetzung
- Feedback
und ganz wichtig: Bloggen macht Spaß! (was man ja zum Beispiel am wilden Blogstöckchen-Gewerfe beobachten kann.)
Vielleicht schadet es auch nicht über Risiken zu sprechen, damit man eine realistische Vorschau hat.
- Verzettelung: Weil Bloggen Spaß macht, manchmal mehr Spaß als manch andere Forschungsmethode, kann man sich leicht verzetteln. Noch schlimmer wird es, wenn man mit Twitter anfängt und unendliche viele interessante Sachen findet, aber nach drei Sprüngen vergessen hat, was man eigentlich suchte. Da sollte man sich konzentrieren lernen.
- Reputation: Ich habe es schon bei mancher Konferenzen erlebt, dass Nachwuchswissenschaftler/innen als „Bloggerin“ vorgestellt wurden und das mit einem leicht abwertenden Beiton geschah. Blogs haben in manchen Kreisen immer noch den Charme der „Klowände des Internets“, auch wenn sich die Blogosphäre deutlich weiter entwickelt hat. In Frankreich werden die Blogs bei de.hypotheses.org deswegen auch „carnets de recherche“ genannt, also Forschungs-Notizbücher. Das klingt dann gleich viel charmanter und hat bestimmt zum Erfolg der Plattform beigetragen. Aber: Ich bin mir sehr sicher, dass Blogs sehr bald ihren Platz in den Reputationsmechanismen der Wissenschaft finden und schon jetzt in der ein oder anderen Form zur Karriere beitragen und die Forschung insgesamt weiter bringen.
- Blogs und Recht: Wer im Internet publiziert, bewegt sich keinesfalls in einem „rechtsfreien Raum“. Einerseits kann jeder innerhalb von wenigen Sekunden mit einem Blog im Netz publizieren, andererseits muss man über viele Dinge Bescheid wissen: Impressumspflicht, Bildrechte, Urheberrechte, Zitatrecht, freie Lizenzen, Leistungsschutzrecht, etc. Ein Fehltritt kann eine Abmahnung nach sich ziehen, dass können ein paar hundert Euro sein, was jetzt nicht das Ende der Welt ist, doch für viele Nachwuchswissenschaflter können schon solche Summen ein ernstes Problem darstellen.
- Öffentliche Kritik: Ja, auch der „Shitstorm“ darf natürlich nicht fehlen. Wer im Netz publiziert sollte mehr oder weniger „kritikfähig“ sein, also damit umgehen können auch mal einen Fehler zu machen und dafür öffentlich gerügt zu werden. Wichtig ist der richtige Umgang mit dieser Kritik, auch wenn ich dafür jetzt keine Patentrezepte habe. Aber auch, wer jetzt nicht im Netz publiziert, kann dort kritisiert werden, insofern sollte man die Möglichkeit nutzen um der Kritik mit guten Argumenten entgegen zu treten. Doch auch dabei kann es passieren, dass ein Kontrollverlust auftritt und die ganze Sache sehr große Reichweite bekommt. Im Alltag muss ich aber als Nachwuchswissenschaftler mit dem gegenteiligen Problem zurecht kommen: Wie bekomme ich denn überhaupt Reichweite und Aufmerksamkeit für meinen Blog? Insofern sollte man entspannt bleiben, auch schlechte PR ist manchmal PR und die Bewohner des Netzes nehmen sich bald ein anderes Thema vor. Trotzdem bleibt etwas Risiko, denn das Netz selbst vergisst nicht so schnell. Daher sollte man ab und zu die Suchergebnisse nach seinem Namen überprüfen um auf Kritik reagieren zu können.
Das sind so die größten Risiken, die mir einfallen. Der positive Mehrwert überwiegt für mich sehr deutlich.
- 6) Wie können kulturelle bzw. wissenschaftliche Institutionen von Blogs profitieren?
Nur durch Bloggen! Die Frage war ja einfacher als ich zuerst dachte. ;) Institutionen haben es in den sozialen Medien etwas schwerer als Menschen, die Persönlichkeit ausstrahlen. Aber meistens bestehen Institutionen ja auch aus Menschen. Wer jetzt weiter denkt, kennt schon einen Trick um institutionell im Social Web erfolgreich zu sein. Danach geht es den Organisationen selbst an den Kragen: Aus Top-Down-Kommunikation muss sowohl in der externen als auch in der internen Kommunikation vielmehr Dialogbereitschaft mit den „Interaktionsgruppen“ (Henning Krause) werden. Und letzter Topp: Blogportale unterstützen ist auch eine ganz famose Möglichkeit für die Öffentlichkeitsarbeit einer Institution, ganz im Sinne von „sharing is caring“.
- 7) Welche (wissenschaftlichen) Netzwerke spielen für dich eine wichtige Rolle?
Für wissenschaftliche „Social Network“-Zwecke finde ich Twitter immer noch am praktischsten, direkt danach kommt Google+ mit Hangout (on Air), Facebook dagegen kaum. Ansonsten sind persönliche Kontakte für mich am wichtigsten. Egal ob im Internet, persönlich oder beides: meine Filterbubble kommt aus Bonn, arbeite wissenschaftlich und dingst gerne im Internet rum (und schaut hoffentlich manchmal über den Tellerrand).
- 8) Welche wissenschaftlichen Blogs liest du regelmäßig?
Natürlich lese ich alle Blogartikel der über 200 Blogs bei de.hypotheses.org. Zumindest überfliege ich alle Überschriften und viele Artikel lese ich dann auch. Darüber hinaus gibt es aber auch noch viele wissenschaftliche Blogs. Ich muss gestehen, ich lese oft Archivialia und besonderes gerne die Kommentare dort, aber wer gibt das zu. Ich schaue auch gerne bei Michael Schmalenstroer vorbei. Und dann fange ich am besten an, den Inhalt meines Feedreaders zu posten und der Text findet nie mehr ein Ende.
- 9) Kommentierst du andere Blogs? Warum/nicht?
Ja, ich kommentiere gerne, wenn ich etwas zum Artikel beizutragen habe. Wenn es etwas mehr ist, dann schreibe ich lieber einen eigenen Artikel. Wenn ich zu faul bin, dann reicht mir auch ein kommentierender Tweet. Wenn ich es nicht laut sagen möchte, kann ich bei Facebook schreiben. Am schönsten ist es natürlich den Bloggenden selbst anzusprechen und die Dinge zu diskutieren, die er geschrieben hat. Mittlerweile lese ich Artikel aber sehr oft unterwegs und auf dem Handy: So ist das Kommentieren gar nicht so einfach.
- 10) Open Access in der Wissenschaft bedeutet für mich…
…nur ein kleiner Teil dessen, was eine „Open Attitude“ (Laurent Romary) der Wissenschaft bringen kann. Manchmal wünsche ich mir, dass die Diskussion weiter wäre. Open Access ist ja erst der vorsichtige Anfang dessen, wie das Internet die Wissenschaft auf den Kopf stellt… und nicht nur die Wissenschaft. Es ist ein neues Spiel und das passende Buch sollte man ruhig mal lesen.
So, jetzt darf ich wohl selbst noch mal bis zu 11 Fragen stellen.
1) Mit welchem Blog und warum hast Du mit dem Bloggen angefangen?
2) Welchen Blog hast Du als erstes gelesen?
3) Welchen Blog(artikel) hast Du zuletzt gelesen?
4) Wie motivierst Du Dich zum Schreiben? Oder passiert das von alleine?
5) Werden die digitalen Medien die klassischen Medien verdrängen/ergänzen/niemals auch nur antippen?
6) Warum beantwortest Du eigentlich solche Fragen in Form eines Blogstöckchens?
7) Verstehst Du Ironie im Internet? Verstehen andere Deine Ironie im Internet?
8) Welche Frage hättest Du am liebsten gestellt bekommen? Beantworte Sie!
Das Stöckchen geht weiter an: trommelwirbel
- Johannes Mirus: http://1ppm.de
- Karin Krubeck: http://www.bonngehtessen.de
- Der- oder diejenige, der/die gerne die Fragen beantworten möchte. Ich denke, dass Stöckchen darf sich ansonsten auch so langsam zu den anderen legen, da es jetzt schon so lange durchs Netz irrt.
Was müssen die Nominierten jetzt tun?
- Die Fragen beantworten – man darf sie sich auch passend machen!
- Das BestBlog Award-Bildchen einbauen und es mit demjenigen, der es verliehen hat, verlinken bzw. auf den Artikel des Werfers/der Werferin verlinken.
- Max. elf neue Fragen verfassen und das BestBlog-Blogstöckchen an zehn Blogger weiterreichen, es können auch weniger sein.
- Bitte hier im Kommentar Bescheid geben, wenn der Beitrag fertig ist.
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