Google macht Ende diesen Monats den Dienst Google Reader dicht. Bisher konnte ich damit wunderbar RSS-Feeds aller meiner Lieblings-Internetseiten  abonnieren. Beim Frühstück (und Abends) habe ich so keine Zeitung gelesen (was ich sehr lange nicht mehr gemacht habe), sondern einfach meinen RSS-Reader gestartet und die Überschriften gescannt, ein paar Artikel gelesen und weiterverbreitet. Das Webinterface von Google Reader war okay, aber am Liebsten las ich die RSS-Feeds mit der Reeder-App. Diese App gibt es sowohl für  Mac als auch für iOS und synchronisierte mit Google Reader. So bekam ich überall frische News.

Google will nicht mehr, warum auch immer. Zumindest kann man seine Feeds alle exportieren und woanders weiter nutzen.  Veränderungen bringen Innovationen mit sich. Viele neue Dienste sind aufgetaucht und bieten sich jetzt an. Da ich aber keine Lust auf ständige digitale Umzüge habe, wenn der nächste Dienst dicht macht oder Geld will, habe ich gleich mal auf meinem eigenen Webserver ein paar frische OpenSource-Dienste installiert, die überraschend gut sind, wenn es auch etwas Arbeit kostet, sie zu installieren.

TinyTinyRSS

http://tt-rss.org

Tiny Tiny RSSIst wie GoogleReader auf dem eigenen Server. Die Installation verlief reibungslos: auf den Server kopieren, Datenbank einrichten, Setup starten, fertig. Die Feeds konnte ich per OPML-Import aus Google Reader einfügen. Damit die Feeds sich auch aktualisieren, wenn ich nicht online bin, musste ich einen Cronjob einrichten (Im Zuge dessen habe ich meinen Webspace bei Hetzner aufgerüstet. Dort zahle ich jetzt mit Domain 10€ monatlich für 6 GB Webspace, 20 Datenbanken und 10 Cronjobs, das finde ich sehr fair, wenn ich das mit den Einzelkosten verschiedener Online-Services vergleiche).

Damit ich die Reeder-App weiternutzen kann, habe ich das Plugin für die Fever-Integration installiert. Jetzt kann ich zumindest mit der iPhone-App von Reeder meine Feeds lesen, die iPad und Mac-App werden wohl erst in den nächsten Tagen aktualisiert. Man kann noch viele weitere nützliche Plugins installieren und das Aussehen des Webinterfaces komplett selbst gestalten, wenn man das möchte. Ich bin mit den meisten Einstellungen schon so sehr zufrieden. Und so bekommt Google weniger von meiner Leseaktivität mit.

TweetNest

http://pongsocket.com/tweetnest/

Tweetnest Screenshot
Tweetnest Screenshot

Da Twitter nicht so zuverlässig im Tweets-Archivieren ist, habe ich mir diesen Dienst installiert. Jetzt kann man unter tweets.saschafoerster.de alle meine Tweets durchsuchen. Selbst wenn Twitter seine API dicht macht, habe ich zumindest eine aktuelle Kopie meine bisherigen Tweets und kann damit machen, was ich gerade möchte. Zum Beispiel schauen, wann ich besonders aktiv war oder nicht. Oder nach Stichwörter wie „Kriegskinder“ suchen und alle entsprechenden Tweets finden.

ThinkUp

https://www.thinkup.com

ThinkUp funktioniert so ähnlich wie Tweetnest. Es sammelt die Daten aus Facebook, Google+, Twitter, Foursquare und was weiß ich nicht noch, speichert sie in meine eigene Datenbank und macht sie, wenn ich das möchte, auch wieder öffentlich verfügbar (das möchte ich erstmal nicht!). Es ist also so ähnlich wie reclaim, das Sascha Lobo bei der re:publica angekündigt hat, mit dem Unterschied, dass es bereits verfügbar ist und vergleichsweise gut funktioniert, neben dem weiteren Unterschied, dass es kein WordPress-Plugin ist, sondern selbstständig läuft. Die Installation ist etwas aufwändiger, da man für alle Dienste, die man abgreifen möchte, einen Entwickler-Zugang anlegen muss (damit ThinkUp auf die entsprechenden geschützten APIs zugreifen darf), aber danach läuft es dank Cronjob von alleine und erstellte interessante Statistiken und archiviert meine Social-Media-Aktivitäten auf dem eigenen Server.

Yourls

http://yourls.org

Yourls Screenshot
Yourls Screenshot

Man kann auch einen eigenen Link-Abkürzungsdienst erstellen, ähnlich zu bit.ly. Auch hier ist der Vorteil, dass ich bestimme, wann dieser Dienst aufhört zu existieren und nur ich selbst darüber Statistik führe, wer auf meine Links geklickt hat und wer nicht. Und ich bin unabhängig vom libyschen Domian-Registrar .ly. Dank OpenSource kann ich allezeit den Dienst an meine Wünsche anpassen. Das ist aber erstmal nicht nötig, weil er so schon wunderbar funktioniert. Ich kann beispielsweise mit diesem sehr kurzen Link auf einen noch kürzeren Link verweisen: http://by.saschafoerster.de/+1 (Und wenn ich nicht mehr möchte, dass der Link funktioniert, lösche ich selbst die Weiterleitung.) Auch hier gibt es eine Menge Plugins, sei es für WordPress und Co, und eine API, die sich von jedem (offenen) Programm nutzen lässt.

Weitere Ideen?

Mit diesen Diensten ist es noch nicht zu Ende. Ich spiele noch mit dem Gedanken weitere Dienste auf meinem eigenen Server laufen zu lassen. OwnCloud (als Dropbox-Ersatz), OpenFire (als XMPP-Chat-Server), Diaspora (als Facebook-Google+-Ersatz), StatusNet (als TwitterErsatz), usw, so wie auch dieser Blog auf WordPress basiert. Habt Ihr noch Empfehlungen?

PS: Selbst zu hosten ist nicht die Antwort auf alle Fragen, sondern meine persönliche Präferenz! Es kann durchaus auch Vorteile haben, werbefinanzierte Dienste im Netz zu nutzen, weil so weltweit quersubventioniert wird. Wenn jemand den Link zum entsprechenden Artikel noch hat, möge er ihn mir schicken.

Veröffentlicht von Sascha Foerster

Sascha Foerster ist Geschäftsführer der Bonn.digital GbR, Social-Media-Berater, Community Manager, Moderator für Barcamps und Speaker bei Digital-Events.

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