Im ersten Teil dieser Reihe zur VGWort haben wir die klassischen Publikationswege betrachtet. Wie sieht es nun aus mit Texten im Internet? Die Digitalisierung der Medienwelt macht auch vor der Wissenschaft nicht halt. Doch wo selbst Wissenschaftler noch skeptisch mit dem Thema Blogs, soziale Medien und Co. umgehen, ist die VGWort noch Jahre hinterher. Aber bevor ich zur Kritik komme, möchte ich auch hier kurz den Ablauf beschreiben, um Texte im Internet via VGWort zu Geld zu machen. 

T_O_M__Texte_Online_MeldenDie VGWort bietet auf ihrer Webseite das Portal TOM zur Anmeldung von Texten im Internet mit dem Verfahren METIS (Zählpixelverfahren) an. Auch für Texte im Netz kann man Tantiemen erhalten, was ja vordergründig sehr gut ist. Das sollte doch für jeden Online-Publizist interessant sein. Aber es gibt mehrere Bedingungen dafür, dass man einen Online-Text bei der VGWort überhaupt melden darf:

  • Der Text muss mindestens 1800 Zeichen umfassen oder Poesie sein oder länger als 10.000 Zeichen sein. Poesie darf auch kürzer sein, aber es gibt wohl nur wenige Wissenschaftler, die ihre Inhalte in Lyrik verdichtet vermitteln können. Die Länge des Textes ist wohl das kleinere Problem. Bei ganz langen Texten über 10.000 Zeichen wird das nächste Kriterium etwas weicher.
  • Schwieriger ist es die Bedingungen zu erfüllen, dass der Text mindestens 1500 Mal im Jahr abgerufen wurde. Dazu wird ein „Zählpixel“ eingebettet, so dass die VGWort mitzählen kann. Gezählt werden nur Abrufe von deutschen IP-Adressen. Kein Geld gibt es für russische, amerikanische oder chinesische Bots, die Euren Server in die Knie zwingen.
  • Alternativ dazu kann man an der sogenannten Sonderausschüttung teilnehmen, dort muss nicht gezählt werden, aber die Ausschüttungsbeträge sind dementsprechend geringer.
  • Und zuletzt sagt die VGWort, dass sie nur für „deutsche Webseiten“ überhaupt Tantiemen auszahlt. Entweder muss die Domain also auf .de enden, oder eine allgemeine Domain sein (z.B. .com oder .org), die ein deutsches Impressum enthält.

Es gibt also zwei Verfahren, fangen wir mit dem komplizierten, aber „lohnenswerteren“ an.

„Zählpixel“ und womit man sonst seine Zeit totschlagen kann

„Zählpixel“ sind ein Instrument um Abruf-Statistiken von Webseiten zu erstellen. Dazu wird ein genau ein Pixel großes Bild in einen Blogbeitrag eingebettet. Dieses kleine Pixel liegt aber nicht auf dem eigenen Server sondern direkt bei der VGWort. Jedesmal, wenn jemand meinen Blogartikel also im Browser aufruft, verbindet sich sein Computer auch ganz kurz mit dem Server der VGWort, sendet IP-Adresse und Browser und bekommt dafür das Pixel angezeigt, was aber der Normalbenutzer nicht erfährt. Es werden also auch personenbezogene Daten übertragen, was wichtig für die Datenschutzerklärung der eigenen Webseite ist. Dort sollte also angegeben werden, dass man alle Abrufe auch an die VGWort weiterleitet.

Diese Zählpixel muss man aber vorher bei der VGWort beantragen. Ich habe auf der Internetseite der VGWort einfach mal 100 Pixel beantragt. Jedes einzelne hat einen genau identifizierbaren Link, der erst mit einem privaten Code wieder meinem Account bei der VGWort zugeordnet werden kann Da ich mit WordPress blogge, machen es verschiedene Plugins leichter, das Zählpixel einzubinden (Prosodia VGWort & VG-Wort-Zählpixel). Direkt neben meinem Beitrag bekomme ich im Backend ein kleines Feld, in das ich den Link zum Zählpixel reinkopiere. Daneben hilft das Plugin zu überprüfen, ob mein Text die erforderliche Länge aufweist, ansonsten fügt man einfach noch ein paar Schachtelsätze hinzu. Das sollte uns Wissenschaftlern doch leicht fallen. ;)

Danach heißt es mindestens ein Jahr warten. Die VGWort zählt in der Zwischenzeit munter meine Seitenabrufe mit, was man auch zwischendurch im METIS-Portal überprüfen kann. Vor kurzem bekam ich die Nachricht, das drei meiner über 50 Zählpixel zumindest annäherungsweise an die erforderlichen Abrufzahlen gekommen sind. Leider war der Blick ins Portal dann ernüchternd. Ich habe nicht die 1500 Abrufe erreicht (dazu müsste der entsprechende Artikel also jeden Tag etwa 5 Mal abgerufen worden sein). Wenn Texte länger als 10000 Zeichen sind, dann müssen sie nicht unbedingt die 1500 Abrufe erreichen, aber keiner meiner Texte war so lang. Also habe ich dieses Jahr den ganzen Aufwand umsonst betrieben? Ja, es war völlig umsonst. Obschon ich glaube reichweitenstark zu sein, gab es keinen einzigen Cent für Tage an Arbeit. Aber es gab ja noch die Hoffnung auf die Sonderausschüttung!

Sonderausschüttung, aber bitte nur für das deutsche Internet!

Die Sonderausschüttung ermöglicht es mir auch dann Tantiemen zu bekommen, wenn ich beispielsweise auf einer anderen Webseite publiziere, wo ich selbst keinen Zählpixel einbetten kann oder darf. Beispielsweise habe ich einige Texte bei Hypotheses.org geschrieben. Dort hätte ich zwar durch ein paar Tricks im HTML die Zählpixel einbetten können, aber das war mir zu aufwändig. Also zählte ich meine Texte dort (unter 50) und meldete sie für die Sonderausschüttung bei der VGWort an. Maximal 40€ hätte ich ca. bekommen, wohl gemerkt für alle Texte zusammen. Aber leider, leider gibt es für Internetseiten, die auf .org enden und deren Impressum nicht auf eine Adresse in Deutschland verweist, keine Tantiemen, da diese nicht dem deutschen Internet zuzurechnen. Hypotheses.org würde ja aus Frankreich angeboten. Mir fiel es schwer an dieser Stelle nicht in Ironie zu verfallen.

Zusammengefasst: Für Texte im Internet habe ich Tage an Verwaltungsaufwand betrieben und keinen einzigen Cent verdient. Das einzige, was mich darüber hinwegtröstet ist der Fakt, dass ich für Texte im Internet jedes Jahr von neuem meine Tantiemen anfordern darf und die Hoffnung, dass ich mit einigen Artikeln doch bald mehr als 1500 Abrufe generiere, vielleicht sogar mit diesem hier, lässt mich das Projekt „Geld verdienen im Internet mit METIS“ überhaupt weiterverfolgen. Für 99% aller Wissenschaftsblogs ist das METIS-Verfahren völlig uninteressant und reine Zeitverschwendung. Der einzige Mehrwert, denn ich für meine Mühen erhalten habe, sind diese Blogartikel, mit denen ich hoffentlich anderen Wissenschaftlern Zeit sparen helfe. Weiter geht es mit Teil 3.

Veröffentlicht von Sascha Foerster

Sascha Foerster ist Geschäftsführer der Bonn.digital GbR, Social-Media-Berater, Community Manager, Moderator für Barcamps und Speaker bei Digital-Events.

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16 Kommentare

  1. Ich finde den Artikel interessant und auch wichtig. Aus den Gründen, die du hier beschreibst, verstehe ich nämlich nicht, warum man hier in Deutschland nicht was eigenes macht. Wenn ich im wissenschaftlichen Bereich schreiben würde, käme ich aus genau den Gründen nicht auf die Idee, bei Hypotheses zu veröffentlichen. Ist ja nicht mal für die Sonderausschüttung meldefähig.

    1. Hi Kerstin, also ich würde als Wissenschaftler generell in Frage stellen, ob es sich für Online-Texte lohnt die VGWort zu bemühen. Hypotheses.org ist nicht komplett ausgenommen, aber die VGWort-Mitarbeiter müssen noch mal extra darauf hingewiesen werden, dass im Impressum des einzelnen Blogs eine deutsche Adresse steht. Also ist es nicht grundsätzlich ein Problem Ausschüttungen für Blogartikel bei Hypotheses zu bekommen, es ist nur etwas schwieriger (und alles nur wegen des Domainnamens).
      Ansonsten kann ich Dir nicht folgen. Der Mehrwert des Bloggens bei Hypotheses liegt ja viel weniger im finanziellen Bereich. Es ist die Sichtbarkeit und die Community, die den Mehrwert ausmacht. Du bekommst Sichtbarkeit via Startseite, Katalog und soziale Medien. Und die Blogs werden auch in andere wissenschaftliche Findsysteme aufgenommen. Und für die deutschen Blogs gibt es ja extra de.hypotheses.org. :) Also, ganz unvoreingenommen, kann ich nur empfehlen bei Hypotheses zu bloggen und die VGWort zu vergessen.

  2. Ich verstehe die Haltung der VG Wort da schon, muss ich sagen.

    Bezüglich der Sichtbarkeit habe ich etwas Zweifel. Hier frage mich: Sichtbarkeit für wen? Ich bin bisher bei noch keinem Thema nach dem ich gesucht habe bei Hypotheses gelandet. Ein Aspekt und eigentlich auch der wichtigste ist aber: Ich finde es wichtig, auf einer eigenen Domain zu veröffentlichen. Nur da kann man sich sicher sein, dass es auch Bestand hat.

  3. Danke für diese tolle Zusammenfassung. Ich finde die VG-Wort-Seiten immer etwas kryptisch.
    Hab ich das nun richtig verstanden, wenn ich bei meinem Hypotheses-Blog eine deutsche Adresse (z.B. Unianschrift) im Impressum angebe, dann wäre es kein Problem? Hattest du das einfach vergessen und hast es nun nachgeholt?
    Wie aufwändig ist denn das Einfügen des Zählers bei Hypotheses? Hast du Erfahrungswerte wie hoch dort der Zugriff ist? Auch im Vergleich zu deinem normalen Blog?

    1. Hi Anja, genau, mit einer deutschen Adresse im Impressum akzeptiert die VGWort auch Domains mit der Endung .org. Das Einbauen des Zählpixels müsste ich manuell bei jedem Artikel nachholen, darum habe ich darauf verzichtet. Das Einbauen ist nicht sehr aufwändig, man muss ja nur den Link zum Statistik-Pixel der VGWort einfügen, aber Beantragung und Auswertung nach einem Jahr sind es. Die Zugriffszahlen der Blogs bei Hypotheses sind enorm unterschiedlich, aber durch die bestehende Community sind sie meist höher, als wenn du heute einen neuen Blog irgendwo anders erstellst. Ich bleibe aber bei der Einschätzung, dass es sich für die wenigsten wirklich lohnt, außer, wenn man häufig schreibt, hohe Zugriffszahlen hat und es möglichst stark automatisieren kann.

  4. Ich habe mich in den letzten Tagen mit der VGwort befasst und meine Diss, die als Buch erschienen ist, angemeldet. Aber wie sieht es mit anderen Print-Geschichten wie Papern bei APS, JSTOR, oder anderen nicht deutschen Verlagen aus. Oder gehen auch hier nur Verlage wie IEEE oder Elsevier, die auch eine deutsche Niederlassung haben.

  5. Hallo!

    Ich beschäftige mich auch gerade mit VG-Wort und mir ist vor allem nicht klar ob bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen nur die Seiten im Hauptartikel oder auch die von den Supporting Information zählen.
    Hoffe du kannst mir die Frage beantworten.

    1. Das kommt ein bisschen darauf an: fremde Abbildung und Videos zählen laut der Infos für Wissenschaftstexte nicht, eigene Bilder schon, Tabellen nicht. Es ist so verwirrend, selbst für mich, dass Du am besten per E-Mail dort den konkreten Fall einreichst und nachfragst. Vielleicht kannst Du das Ergebnis hier noch mal posten?

  6. Hallo Sascha,

    ich bin bei meiner Frage auf deine Seite gestoßen, die wirklich super informativ ist.
    Ich habe 2018 zusammen mit einem Kollegen ein wissenschaftliches Handbuch herausgebracht, welches ich auch bei der VG Wort geltend machen konnte. Zusätzlich ist in diesem Handbuch ein Artikel von mir enthalten, welchen ich ebenfalls angemeldet habe.
    Nun ist dieser Artikel auf der Seite des Verlages (ca. 1 Jahr später) online (mehr als 1500 mal) heruntergeladen worden. Sichtbar an dem Downloadzähler. Meine Frage: kann ich diesen Text bei der VG Wort unter METIS melden? Ich bezweifle dies, da ich ja schon durch die reguläre Anmeldung Geld bekommen habe, aber wenn ja, wäre das natürlich nett.
    Besten Dank – Astrid

    1. Hi Astrid, sorry für die sehr späte Antwort, vermutlich hast Du schon eine Lösung gefunden? Ich bin nicht sicher, aber für mich klingt es so, als könnte man Texte die online stehen separat über METIS abrechnen, jedenfalls habe ich nichts gegenteiliges gelesen, aber man müsste wohl selbst bei der VGWort mal nachfragen. Herausforderung ist bei Dir, dass die Seite von Dritten betrieben wird. Zum Zählen muss ja das VGWort-Pixel bereits vorher eingebunden worden sein. Hier auf dieser Seite habe ich aber gesehen, dass eventuell eine Teilnahme bei einer „Sonderausschüttung“ möglich sei, das habe ich selbst aber noch nicht gemacht.
      https://www.vgwort.de/verguetungen/auszahlungen/texte-im-internet.html

  7. Ich habe mal meine Artikel analysiert, die 2021 bei der VG Wort Berücksichtigung fanden: https://andreas-moser.blog/2022/02/04/vg-wort-2021/

    Von den wissenschaftlichen, in meinem Fall historischen, Artikeln haben es hauptsächlich diejenigen geschafft, die Dauerbrenner wie die Reichsbürger oder die Hohenzollern betrafen. Oder jene, die im humorvollen Gewand daherkamen und ein bisschen provokativ auftraten. Die werden dann nämlich auf Twitter und bei Facebook viel kritisiert, geteilt, gelobt und verdammt.

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