Mein erstes BarCamp war das THATCamp 2014 in Göttingen (#thatcampgoe). Im Februar diesen Jahres habe ich dann zum ersten Mal das BarCamp Bonn koorganisiert (#bcbn15). Heute Abend treffen sich die Bonner Wissenschafts-Online-Kommunikatoren und diskutieren zum Thema „Neue Eventformate in der Wissenschaft“ und am 24. März 2015 biete ich in Hamburg noch mal selbst Sessions an, nämlich beim „BarCamp Science 2.0“ (#s20bar), zu dem ich im Rahmen der Konferenz Science 2.0 vom ZBW eingeladen wurde.

Daniel Bayer fragte in seiner Einladung zum Thema „Events in der Wissenschaft“ der Bonner Online-WissenschaftskommunikatorInnen:

Wie kann Wissenschaft mit Onlinemitteln bei einem Offlineevent sichtbar gemacht werden? Reicht es bspw. eine Veranstaltung zu streamen, ist das für ein größeres Publikum überhaupt von Interesse und wer ist dann eigentlich die Ziel-, bzw. Interaktionsgruppe? Lasst uns darüber sprechen was Formate wie Barcamps, Instawalks oder Tweetups für Wissenschaftskommunikation bedeuten und wie diese sinnvoll genutzt werden können. Oder wo es eben nicht (mehr) sinnvoll umgesetzt werden kann. Dabei sollten wir nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch die Forscher im Auge behalten. Denn vor allem in der Wissenschaft sind ja immer noch Symposien, Konferenzen, Workshops, etc. der Austauschort über die eigene (Forschungs)Grenzen hinaus. Wie könnte man also in diesem Kontext mit modernen/onlineaffinen Formaten den Austausch stärken und eine weitere Ebene der Interaktion hinzufügen? Ich freue mich auf eine rege Diskussion mit vielen Ideen.

Ich möchte besonders auf BarCamps eingehen. Aber fangen wir noch mal von vorne an: Was ist ein BarCamp? Ein BarCamp ist ganz einfach eine Unkonferenz. Üblicherweise stellen sich alle TeilnehmerInnen vor, danach werden aus der Gruppe der Teilnehmer Sessionvorschläge angenommen, über die dann abgestimmt wird. Manche haben sich vorbereitet, andere nicht, aber niemand ist vor der Sessionplanung sicher, was und wann es stattfindet. Sobald die Organisatoren den Zeitplan aufgefüllt haben, geht es auch schon los und man wandert munter von einer Diskussionsrunde zu einem Vortrag und danach zu einem ganz anderen Format, einem ganz anderen Thema. In diesem Video, dass Hakan Cengiz beim BarCamp Bonn gedreht hatte, erkläre ich das Prinzip noch mal in aller Kürze am Beispiel:

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BarCamps sind ähnlich wie Blogs ein „Medium“, dass erstmal „inhaltsagnostisch“ ist, aber dafür den Wissenstransfer auf Augenhöhe ermöglicht. Diesen Begriff habe ich beim DH Summit 2015 zum ersten Mal von Thaller gehört.

Es ist auch hier eine Form von Netzwerkgedanke erkennbar, der jeden mehr oder weniger gleichwertig zum Lernenden und zum Lehrenden werden lassen kann. Passt das zur stark hierarchisch organisierten Wissenschaft? Einerseits ja und andererseits nicht. Die Organisationsformen in der Wissenschaft sind so angelegt, dass man erst viele Hürden überwinden und graue Haare sammeln musste, bevor man lehren darf. Aber dem Wissen selbst ist das Alter und die erworbenen Qualifikationsschriften des Wissensträgers egal: es kann ein Kind sein, von dem ein Älterer bei einem BarCamp lernen kann, wie wir alle voneinander gegenseitig Wissen auf Augenhöhe transferieren können. Ja, vielleicht entsteht vieles von dem Wissen erst dadurch, dass wir uns mit Menschen aus ganz anderen Kontexten treffen und kreative Lösungen entwickeln.

Das war definitiv mein Eindruck beim ersten BarCamp Bonn. Dort hat beispielsweise der Journalist Gunnar Sohn dem Wissenschaftler Schumpeter eine Session gewidmet: http://bundesstadt.com/diskussion/die-schumpeter-session-spurensuche-in-bonn-bcbn15/. Wieso sollten also nicht auch Uni-ProfessorInnen und Studierende diese Gelegenheit nutzen ihr Wissen unter die Menge zu mischen? Ich würde es definitv begrüßen, denn zu lernen gibt es gerade in Zeiten der Digitalisierung viel.

BarCamp Science 2.0, 24. März 2015, Hamburg

Und da ich beim BarCamp Bonn als Organisator in dieser Hinsicht zu kurz gekommen bin, freue ich mich sehr über die Einladung des ZBW nach Hamburg. Dort findet am 24. März 2015 das BarCamp Science 2.0 statt. Ich würde mich freuen, wenn noch viele weitere LeserInnen dort teilnehmen werden. Bereits die Vorbereitungen auf das BarCamp waren sehr zwei-punkt-nullig, denn es wurde eine öffentliche Videokonferenz abgehalten, die zeitgleich auf einem Etherpad dokumentiert wurde. Die Ergebnisse mit Sessionvorschlägen und Zeitplan seht ihr hier: https://etherpad.wikimedia.org/p/s20bar_publicmeeting

Später werden alle Sessions ebenfalls auf Etherpads dokumentiert: https://etherpad.wikimedia.org/p/s20bar.
Hier sind meine Sessionvorschläge für das BarCamp Science 2.0:
  • Wie mache ich aus WordPress ein wissenschaftliches Publikationswerkzeug? (eher für Fortgeschrittene)
    Vorstellung von WordPress-Plugins wie ZotPress, Cite, Fotenotes, etc. mit anschließender Diskussion zum Sammeln weiterer Plugins und Ideen
  • Wissenschaftliches Bloggen mit WordPress (Einsteiger-Level)
  • Kollaborative Literaturverwaltung mit Zotero

Ich würde mich freuen, wenn wir uns dort oder bei einem anderen BarCamp sehen.

Veröffentlicht von Sascha Foerster

Sascha Foerster ist Geschäftsführer der Bonn.digital GbR, Social-Media-Berater, Community Manager, Moderator für Barcamps und Speaker bei Digital-Events.

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4 Kommentare

  1. Stimme mit Deiner Einschätzung und auch bei der Wahrnehmung des Potentials grundsätzlich überein (und habe ja auch schon einige BarCamps organisiert). An einer Stelle muss ich allerdings etwas korrigieren. Denn die ja auch von Euch in Bonn praktizierte Variante der kontrollierten Sessionplanung bzw. Bündelung („Sobald die Organisatoren den Zeitplan aufgefüllt haben“) stellt in der deutschen BarCamp-Landschaft eine ausgesprochen seltene Ausnahme dar – und ist dazu eigentlich nur eine der beschriebenen Hürden, denn es legt wieder stärker die Aufgabe der Kuratierung in die Hände der Organisatoren. Und ist damit tendenziell das Gegenteil einer gemeinsamen Programmplanung. Nötig ist es jedenfalls nicht bzw. kann dies gut im Rahmen der Selbstorganisation der Veranstaltung den Teilnehmern überlassen werden.

  2. Hi Stefan, danke für den Hinweis. Ich selbst habe ja vorher nur am THATCamp aktiv teilgenommen, dort wurden (wie bei uns) die Vorschläge im Plenum gesammelt und bewertet, danach aber die Reihenfolge in einer Pause von den Organisatoren vorgenommen. Es gab ja bei uns auch einige Dinge zu beachten, zum Beispiel die Raumgröße (angepasst an die Anzahl der potentiellen Teilnehmer), die Ausstattung der Räume (falls man zum Beispiel Yoga machen möchte, sollte kein großer Tisch im Weg stehen, Anschlüsse, Metawände, etc, wurden ja auch angefragt) und damit nicht gleichzeitig drei Social-Media-Themen stattfinden, haben wir die Themen etwas hin- und hergeschoben. Eine etwas spontanere Entscheidung war es, die letzten 10 Vorschläge noch anzuhören, obschon alle Sessions prinzipiell vergeben waren. Aber da beim Erklären des Ablaufs einige tumultartig nach vorne gesprungen sind, haben wir aus Fairness-Gründen alle angehört und dann nach Interesse der Teilnehmer sortiert. Was wir definitiv ändern würden, wäre die Möglichkeit auch für kleinere Sessions einen Treffpunkt und Zeitpunkt festzulegen, so dass auch ganz kleine Sessions stattfinden können. Ansonsten habe ich keine weiteren Beschwerden über unser Vorgehen gehört, ganz im Gegenteil: Es wurde gelobt, dass die Sessions gut verteilt waren und dass man beispielsweise den ganzen Tag über auch komplett ohne ein einziges Digital-Thema hätte verbringen können. Ich glaube auch, dass bei kleineren BarCamps die Grundidee der Selbstorganisation besser funktioniert, als wenn es 160 TeilnehmerInnen gibt. Hast Du andere Erfahrungen, wo die Selbstorganisation mit größeren Teilnehmergruppen funktioniert? Wie geht man Deiner Meinung nach dabei genau vor? Gibt es dafür Tools?

  3. All das, was ihr da koordiniert habt, können die Teilnehmer problemlos selber machen (und das ist auch für das Format wichtig, denn so haben eben wirklich die Teilnehmer / Teilgeber das Programm geplant). Ein entsprechend beschriftetes Board (Kein Beamer, Personenzahl) hilft und gerne kann man da auch von Orga-Seite helfen. Aber da die Kontrolle zu übernehmen, wie ihr es gemacht habt, ist das falsche Signal. Denn wenn es Teilnehmer stört, dass drei Social Media-Sessions parallel liegen, dann können sie sich darum kümmern, dass das anders sortiert wird – oder damit leben. So aber lag diese Doppelung erst recht in Eurer Verantwortung.
    Und das ganze Konzept der Selbstorganisation funktioniert sogar bis 500 Teilnehmer problemlos – habe ich bei etwa 80 BarCamps und etwa 25 selbst organisierten / moderierten BarCamps jedesmal wieder erlebt. Es funktioniert, man muss es nur zulassen. Und mindestens ein Teilnehmer war definitiv nicht begeistert darüber, dass ihr ihn von der Sessionwand geschmissen habt – mittendrin die Regeln zu ändern ist halt nicht so richtig lustig… Und da dann plötzlich auf die reine Zahl der Stimmen zu setzen, ist auch nicht ohne, das nur als zusätzliches Feedback – denn zu oft hat die spätere Teilnehmerzahl einer Session nicht mehr viel mit der ursprünglichen Stimmenanzahl zu tun.

    1. Du hast ziemlich recht, Stefan. Wir haben im Nachgang über die Sessionplanung gesprochen und werden das Vorgehen auf jeden Fall transparenter gestalten und uns vor allem bemühen, möglichst jede Session stattfinden zu lassen. Learning bei doing, auch wenn das nicht mein erstes BarCamp war. ;)

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