Ich bin ein großer Fan der kostenlosen und freien Literaturverwaltungssoftware Zotero. Leider gab es lange Zeit keine Apps für iOS, obschon ich gerne auch unterwegs auf meine Literaturverwaltung zugreifen können möchte. Aber damit eine App für Zotero unterwegs Sinn macht, muss Sie mehr können, als nur meine Literaturdatenbank anzeigen.

An eine App, die unterwegs benutzen möchte, habe ich folgende Anforderungen:

  • Sie sollte mir ermöglichen unterwegs die Literatur in meinem Verzeichnis anzusehen und zu bearbeiten, die angehangenen PDFs zu lesen, zu annotieren und neue Notizen anzulegen. Dies wäre vor allem auf dem iPad oder einem anderen Tablet sinnvoll. So könnte ich nur mit dem iPad in den Lesesaal gehen und in Ruhe lesen und Notizen anfertigen. PDFs sollten auch offline verfügbar sein, wenn ich dies auswähle.
  • Sie sollte mir es ermöglichen, den ISBN-Code zu scannen bzw. die ISSN einzugeben, damit ich möglichst einfach  unterwegs neue Literatur in die Datenbank aufnehmen kann. Das macht besonders auf dem Smartphone Sinn, beispielsweise, wenn ich durch die Bibliothek laufe oder zufällig irgendwo ein Buch sehe, dass ich später lesen möchte, aber nicht sofort mitnehmen kann. Scan, fertig.
  • Da ich in meiner Zotero-Datenbank auch viele Webseiten archiviere, sollte ein Browser in die App integriert sein, so dass ich diese lesen kann, ohne die App zu wechseln. Noch besser wäre eine Funktion um unterwegs Webseiten zu archivieren.
  • Noch schöner wäre eine „Scan“-Funktion, so dass ich Seiten im Buch abfotografieren und als PDF abspeichern kann. In einer Traumversion würde über OCR-Texterkennung der Volltext dieser PDFs durchsuchbar.

Würde es eine solche App geben, wäre ich durchaus bereit bis zu 20€ dafür zu bezahlen. Voraussetzung wäre natürlich, dass sie alle Funktionen bietet und nicht ständig abstürzt. Leider habe ich bisher die eierlegende Wollmilch-App für Zotero noch nicht gefunden. Wie gesagt, gibt es aber bereits einige Optionen, die ich im folgenden kurz vorstellen möchte.

ZotPad

ZotPad (iTunes-Link) ist eine App für iOS (iPhone & iPad) von Mikko Rönkkö. Mittlerweile ist die Grundversion der App kostenlos. Mit ZotPad kann man auf die Zotero-Datenbank über den Zotero-Server, WebDAV oder Dropbox zugreifen und die gesamte Literaturdatenbank ansehen und bearbeiten. So kann man Notizen anlegen, bearbeiten und Tags hinzufügen. Wenn die PDF-Dateien auf dem Zotero-Server gespeichert sind, dann kann man diese auch mit ZotPad anzeigen lassen, bei meinem eigenen WebDAV-Server hat dies nicht geklappt (Update 13. Mai 2014: Mittlerweile klappt es). PDFs lassen sich zwar nicht innerhalb der App bearbeiten, aber man kann Notizen und Tags hinzufügen. Wer möchte, kann  die PDFs per Email versenden oder mit einer anderen App, wie GoodReader, öffnen und bearbeiten. Jedoch muss man dann einen Weg finden, die bearbeitete Datei wieder in die Zotero-Datenbank einzuspeisen, was nicht selbsterklärend, wenn es doch möglich sein soll. In meinen Versuchen hat dies nicht geklappt.
Was hier geklappt hat, aber bei anderen Apps nicht, war die Funktion, sich auch gemeinsam angelegte Literaturdatenbanken anzeigen zu lassen. Die Gruppenfunktion wird also unterstützt.
Bestehende Literatureinträge lassen sich auch in verschiedenen Katalogen wie CrossRef, Google Scholar, PubGet und OpenWorldCat suchen, jedoch lassen sich umgekehrt keine neuen Einträge automatisiert anlegen, ebenso wie keine Webseiten archiviert werden können.
Insgesamt sieht die App sehr schlicht aus, was aber nicht weiter störend ist. Die Grundfunktionen sind in Ordnung, aber um die App wirklich sinnvoll zu machen, müssten weitere Funktionen vorhanden sein. Einfach nur in die Literaturdatenbank hineinschauen oder PDFs lesen, dass macht wenig Sinn, wenn ich nicht auch neue Literatur hinzufügen und PDFs markieren kann. Das sind auch die Funktionen, die am meisten nachgefragt werden, und voraussichtlich mit einem Update nachgereicht werden: http://www.zotpad.com/node/56.
Mehr Infos:

PaperShip

PaperShip (iTunes-Link) von der Firma shazino gibt es für iPhone und iPad, ist in der Basisversion kostenlos und lässt sich über In-App-Käufe in der Funktion erweitern. Bisher gibt es drei Pakete, die es ermöglichen PDFs zu markieren, in PDFs zu zeichnen und Notizen anzulegen. Beim Starten fällt zuerst auf, dass das Design doch um einiges ausgefeilter als bei ZotPad ist. Ordner werden alle vollständig aufgeklappt, was bei meiner großen Datenbank etwas unübersichtlich wirkt. Leider werden die Gruppenbibliotheken nicht synchronisiert, was schon der erste große Nachteil dieser App ist (Update 13. Mai 2014: Mittlerweile lassen sich auch Gruppenordner bearbeiten und es tritt kein Zertifikatsfehler mehr auf.). Ebenso kann ich nicht auf meine PDFs zugreifen, da ich diese auf dem eigenen WebDAV-Server liegen habe. Das Programm meldet einen Zertifikatsfehler und bricht ab. Notizen lassen sich nicht bearbeiten, sondern nur lesen, wenn man sie denn überhaupt im Interface finden kann.
Ein Herausstellungsmerkmal dieser App könnte sein, dass ein Neuanlegen von Literaturangaben möglich ist. Hierzu kann die App auf arXiv, Google Scholar, IEEE Explre, JSTOR, PubMed und ScienceDirect zugreifen. Für Geisteswissenschaftler sind das keine sehr attraktiven Optionen. Wenn man herausgefunden hat, wie man gefunden Literatur hinzufügen kann, stellt man fest, dass dies nicht nativ in der App selbst funktioniert, sondern das man sich in einem separaten Browser-Fenster bei Zotero einloggen muss. An diesem Punkt habe ich den Versuch abgebrochen. Da ich gar nicht meine PDFs herunterladen konnte, habe ich die PDF-Funktionen nicht testen können. Diese sahen zwar vielversprechend aus, waren mit 9€ im Paket vergleichsweise günstig, jedoch nicht zu nutzen, wenn man nicht alleine den Zotero-Speicherplatz nutzt und nicht auf Gruppen-Bibliotheken zugreifen möchte. Auch hier habe ich das Gefühl, dass noch weitere Entwicklungsarbeit nötig ist, da noch weitere interessante Funktionen fehlen.
Mehr Infos:

BibUp

BibUp ist eine iPhone-App (iTunes-Link), die es Nutzern ermöglicht, die Smartphone-Kamera als Scanner für den Barcode eines Buches zu nutzen. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, einzelne Scans anzuhängen. Dabei wird das gescannte Buch nicht sofort mit Zotero synchronisiert, sondern man muss auf die Webseite der Universität Freiburg (Schweiz) gehen, um dort im Browser das Zitat in Zotero zu importieren. Kurzum: Im Prinzip ist die Idee wunderbar, aber in der Realität möchte ich die Literatur sofort in meiner Literaturdatenbank nutzen können und nicht erst noch eine weitere Webseite benutzen. Dieser zusätzliche Aufwand macht die App weniger sinnvoll, da ich genau so schnell das Buch von Hand im Browser importieren kann, ohne eine Foto mit meinem Smartphone gemacht zu haben.

Mehr Infos zu BibUp:

http://elearning.unifr.ch/bibup/tuto/

Besser scheint die App „Scanner for Zotero“ von John M. Schanck für Android zu sein, die ich nicht testen konnte:

https://play.google.com/store/apps/details?id=org.ale.scanner.zotero

Weitere Apps und Infos

Nicht getestet habe ich ZotFile von Joscha Legewie, weil es ein Plugin für Firefox ist und nur PDFs auf Wunsch in einen bestimmten Ordner packt (z.B. Dropbox) um sie dort mit einem Tablet wieder zu öffnen. Auch Zandy habe ich nicht getestet, da ich kein Android-Smartphone zur Verfügung hatte. Auch hier scheint es so, als ob es sich eher um eine App im Anfangsstadium handelt.

Fazit

Insgesamt bin ich sehr begeistert, dass es mittlerweile schon zwei Apps für Zotero auf iOS gibt, wenn auch noch weitere Entwicklungen nötig sind, damit diese wirklich sinnvoll nutzbar werden. Bisher erfüllt jedoch keine App meine Ansprüche, weswegen man ruhig noch etwas mit der Installation warten kann. Weitere Infos gibt es direkt auf den Zotero-Seiten:

http://www.zotero.org/support/de/mobile

http://www.zotero.org/blog/zotero-apps-go-mobile/

Veröffentlicht von Sascha Foerster

Sascha Foerster ist Geschäftsführer der Bonn.digital GbR, Social-Media-Berater, Community Manager, Moderator für Barcamps und Speaker bei Digital-Events.

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2 Kommentare

  1. Hi Sascha,
    na, hast Du mittlerweile eine App gefunden, die deine Bedürfnisse befriedigt?
    Ich bin auch seit einiger Zeit auf der Suche nach einer solchen App…

    1. Nein, leider bin ich mit PaperShip und ZotPad noch immer nicht so richtig warm geworden. Letzte Woche habe ich noch https://www.refme.com entdeckt, da kann man auch CSL-Styles nutzen und per App Bücher scannen, was nicht immer klappt. Ansonsten gibt es noch keine App, die gut an Zotero angebunden ist und die Dateiverwaltung übernimmt. Vielleicht muss man aber auch anders denken und ZotFile mit einer Dropbox zusammenstöpseln? Es bleibt noch viel zu tun! ;)

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