Wissenschaftliche Poster können sehr unterschiedliche Qualität haben. Aus persönlicher Sicht möchte ich ein paar Details eines Posters besprechen, dass mir beim ECP2013 besonders gut gefallen hat.

Letzte Woche war ich in Stockholm beim ECP2013, dem European Congress for Psychology. Bei der Gelegenheit habe ich mir viele wissenschaftliche Poster angeschaut. Ich möchte weniger auf deren Inhalte eingehen, sondern vielmehr beschreiben, was mir an einem Poster besonders gut gefallen hat.

Bei der ECP wurde ungefähr die Fläche zweier durchschnittlicher Fußballfelder für wissenschaftliche Poster bereit gestellt, nur um einmal einen Eindruck zu bekommen. Geschätzt kann man sich dort also etwa 1000 Poster anschauen. Relativ schnell bekommt man so einen Blick dafür, welche Poster qualitativ aus der Masse hervorstechen. Hier also mein Favorit:

Poster beim ECP 2013 von Raziya Salari und Anna Backman, Uppsala University, Sweden
Poster: Raziye Salari, Anna Backman, alle Rechte bei den Urhebern. Bild: Sascha Foerster. Klicken zum Vergrößern.

Was sind aus meiner Sicht die hervorstechenden Punkte an diesem Poster:

  • Titel: Er ist kurz aber doch klar. Er hat ein Keyword („Marketing parenting programs“) mit dem ich das Poster thematisch einordnen kann. Die wissenschaftliche Frage der Untersuchung ist kurz und knapp formuliert. Als Leser werde ich durch diese Frage angezogen mehr zu erfahren. Das Logo der Universität ist vorhanden ohne im Vordergrund zu stehen. Bei manchen Postern war noch das Logo der Konferenz vorhanden, dass ist aber meiner Meinung nach nicht notwendig.
  • „Aim“ und „Conclusion“: Beide stehen links und rechts, etwas fetter. Die beiden Sätze schaue ich mir zuerst an, damit ich einen Überblick bekomme, ob ich den Rest noch lesen möchte. Die Zusammenfassung sind zwei kurze Sätze, die die Essenz der Untersuchung darstellen. Diese Texte sind  Teaser , also schon wieder Lockmittel für den Rest. Wieder entscheide ich, ob ich danach weiterlesen möchte. Sie sind etwas fetter dargestellt und farblich abgehoben, damit ich Ziel und Ergebnis sofort finden kann.
  • Die anderen Texte haben jeweils Zwischenüberschriften, auch wenn dort nur ein oder zwei Sätze stehen. Auch hier werde ich vorbildlich durch die Informationen geführt.
  • Die Bilder in der Mitte sind gute Eyecatcher, aber sie sind nicht inhaltsleer, sondern stehen direkt mit der Untersuchung in Verbindung. Sofort verstehe ich den Unterschied zwischen „promotion“ und „prevention“, den beiden Hauptbedingungen der Untersuchung.Das Diagramm rechts ist detailliert und erklärt sich selbst (Überschrift, Legende, Achsenbeschriftung, klares Design),  aber überfrachtet den Leser nicht mit Informationen.
  • Insgesamt ist das Layout sehr ausgewogen. Die Schriftgrößen stehen in einem harmonischen Verhältnis zueinander. Es gibt nur wenig Text und dieser ist groß genug geschrieben. Man kann das Poster im Vorbeigehen vollständig lesen. Die Farbgebung ist kontrastreich.
  • Unten finde ich den Namen der Universität, der Abteilung und der Forscherinnen.
  • Links neben dem Poster liegen kleinere Kopien des Posters zum Mitnehmen bereit.
  • Rechts neben dem Poster kann man sich Visitenkarten mitnehmen. Was ich auch gesehen habe, ist ein kleiner zusätzlicher Beutel, damit interessierte Ihre Visitenkarten dort lassen können, was rege genutzt wurde.

Ich finde das Poster ziemlich perfekt. Es zeigte mir, dass in der Kürze die Würze liegt. Bei einer Konferenz mit tausend Postern hat niemand mehr als 3 Sekunden Zeit von einem Poster angezogen zu worden und zumindest grob einzuschätzen, ob der Inhalt für ihn relevant und interessant ist. Das ist den beiden Wissenschaftlerinnen in beispielhafter Weise gelungen.

Poster: Raziye Salari, Anna Backman, alle Rechte bei den Urhebern. Bild: Sascha Foerster.

Veröffentlicht von Sascha Foerster

Sascha Foerster ist Geschäftsführer der Bonn.digital GbR, Social-Media-Berater, Community Manager, Moderator für Barcamps und Speaker bei Digital-Events.

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3 Kommentare

  1. Schön designtes Poster, interessante Analyse. Super Idee mit den Klarsichtfolien daneben.

    Wenn ich „Poster“ lese oder höre, ist meine Assoziation direkt bei was anderem als bei… einem Poster. „Wissenschaftliche Poster“ lese ich als „Wissenschaftliche Blog-/Kommentar-/Beitrags-Poster“ und denke an Menschen, die etwas posten. Ich schätze, das Internet hat das Wort für mich sehr mit anderen Assoziationen zugekleistert. Vielleicht ‚Plakat‘?

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